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gewalt

doppeldenk

Release 4.10.2024

Seit ihrer Gründung 2016 hatten sich Gewalt mit unerbittlichen Riffs und Bassläufen in das kollektive Gedächtnis ihrer Hörerschaft gebrannt. Auf „Doppeldenk“ war es ihnen ein Anliegen, jene Motive in die Explosion zu lenken. Den Spannungsbögen der Lieder verleiht das gehörig Suspense. Ihre Zugewandtheit gegenüber klanglichen Experimenten und Amüsements hingegen schenkt ihnen ein Funkeln. Es dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein, diese Platte in einem einzigen Genre zu verorten. Elektronischer als ihr Vorgänger ist sie geraten, das darf mit Sicherheit geschrieben werden. Binnen zehn Stücken ballen Rilke, Henfling und Wagner Versatzstücke aus Industrial, Postpunk und Elektro zu einem Donnerhall gegen die Perversionen dieser Welt. In George Orwells „1984“ setzt die herrschende Kaste die Gesetze der Logik außer Kraft. Die Lügen verbreitet sie mit einem derartigen Eifer, dass sie aufrichtig beginnt, ihrem eigenen Schwindel zu glauben. Unbequem gewordene Tatsachen werden vertuscht und falls nötig wieder aus der Vergessenheit zurückgeholt. Man verleugnet die Existenz einer objektiven Realität und akzeptiert sie im selben Augenblick. „Doppeldenk“ bezeichnet Orwell dieses heuchlerische Phantasma. Heute ist seine Dystopie an manchen Orten Wirklichkeit geworden. Verstehen wir diese Platte als Notschrei. Bis Gewalt mit „Doppeldenk“ eine gnadenlose wie markerschütternde Anklage gegen die Welt erheben, sollte ihr Fortbestand zunächst auf die Probe gestellt werden. Als Jasmin Rilke, Helen Henfling und Patrick Wagner sich einem zweiten Musikalbum verschreiben, kennt ihre Automat gewordene Band nur eine Richtung: Jahrelang und schnurstracks rollte die Maschine vorwärts. Für ekstatische Auftritte kam sie zum Stehen in Paris, Ljubljana, Innsbruck, New York. Derweil blühte heimlich der Rost – so lange bis sie in ihrem Inneren erstarrte. Nach der Veröffentlichung des Langspieldebüts "Paradies" (2021) hatten Gewalt das Proben weitgehend eingestellt und dafür hundertzwanzig Konzerte gespielt. Zwar wurden sie sich dabei der Wucht und Wirkung jener bestehenden Stücke gewahr, doch ließ die Wiederholung ihre Schaffenskräfte versiegen. Dass Routine die Feindin einer jeden Künstlerin ist, wird augenfällig im winterlichen Wien. Von acht Tage langer Studioarbeit bleibt am Ende: nichts. Unverrichteter Dinge kehren Patrick Wagner und Helen Henfling nach Deutschland zurück. In der Gitarristin beginnt ein regelrechter Hass auf Gitarrenmusik zu wuchern. Folgerichtig ersteht die Band bei einer abermaligen Studiowoche in der österreichischen Hauptstadt einen Synthesizer. Irgendwann einmal hatte der Roland TB-303 die Musikgenres Acid House und Acid Techno geprägt. Vierzig Jahre später weist er Gewalt den Weg zu ihrem zweiten Album. Nachdem zehn Tage im Berliner Proberaum den Knoten endgültig lösen, produziert Dennis Jüngel „Doppeldenk“ im Hamburger Clouds Hill Studio. Nur einen Wunsch trägt das Trio an seinen Produzenten heran: Wenn ihn das Gefühl umkomme, der Refrain mache ein Lied nicht geiler, solle er unverzüglich einschreiten. Eine Maßregel setzen sie sich obendrein selbst: Zu jedem einzelnen ihrer Abgesänge sollen die Menschen tanzen können, als gäbe es kein Morgen

Release
04.10.2024
Genre
Post Punk

manipulation – Vinyl-Ep

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deutsch – 7-inch-Release

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paradies – Vinyl-Release

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live at clouds hill – 10-Inch Vinyl-Release

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